STUTTGART KANN MEHR     
MENSCH. UMWELT. TRANSFORMATION.

Glückliches Stuttgart, nimm freundlich den Fremdling mir auf!

Warum ist es gerade jetzt wichtig über Menschenrechte zu reden?
Stuttgart ist weltoffen, vielfältig und tolerant. Aber es ist nicht selbstverständlich. Vielfalt bereichert unser Leben, aber stellt viele Menschen immer wieder vor Herausforderungen, Unbekanntes und die Freiheit der anderen zuzulassen, zu tolerieren und schließlich zu akzeptieren.
Wir haben in Stuttgart im Jahr 2015 ff die Unterbringung der Geflüchteten in Stuttgart gut gemeistert, dank einer großen Selbstverständlichkeit und Einmütigkeit im Rat. Der Stuttgarter Weg wurde in ganz Deutschland mit der dezentralen Unterbringung Geflüchteter Menschen als vorbildlich beschrieben. Die Menschen in der Stadt haben vorbildliches geleistet. Das erfüllt uns mit großer Dankbarkeit.
Dass die Stimmung bei manchen Menschen anders ist, zeigen die Wahlergebnisse der AfD. Die Vorfälle der letzten Wochen rund um die öffentlich gewordenen Treffen von rechten Gruppierungen haben die Menschen in ganz Deutschland wachgerüttelt. Auch in Stuttgart. Das ist gut so. Wir werden im Rat weiter für eine aufnehmende Politik stehen. Es ist für uns eine gesetzliche - aber auch eine humanitäre Verpflichtung.

Ein Bericht von Andreas Winter aus dem Jahr 2016:
"Der erste Tagesordnungspunkt zu Beginn des neuen Jahrs in einer eigens anberaumten gemeinsamen Sitzung zweier Ausschüsse war: die sechste Tranche der Flüchtlingsunterkünfte. Es war spürbar, dass die Vorfälle an Silvester in Köln und auch in Stuttgart und die Reaktionen darauf die Stimmung sorgenvoller gemacht haben. Wie können wir diesen Spagat schaffen: einerseits klar und unmissverständlich zeigen, dass wir uns als freie Gesellschaft diese Vorfälle und Übergriffe nicht gefallen lassen, und uns andererseits deutlich verwehren gegen jene Stimmen, die meinen, sie könnten jetzt politisch davon profitieren? Jene, die nun unverhohlen Menschen, die in großer Notaus Krisenländern zu uns kommen, pauschal diffamieren! Vor diesem Hintergrund ist es notwendiger denn je, dass wir unserer Aufgabe als Kommune nachkommen: die uns zugewiesenen Menschen so gut wie möglich aufzunehmen, sie zu betreuen und ihnen Angebote zur Integration zu machen.
Verantwortung übernehmen.

Auf das WIR kommt es an!
Als die ersten Flüchtlinge aus Syrien zu uns kamen, haben wir noch in keiner Weise gewusst, wie sich die Zahlen entwickeln werden. 60 Millionen Menschen sind der- zeit weltweit auf der Flucht. Da ist es geboten, die Idee einer solidarischen Verteilung der Verantwortung innerhalb von Europa weiterzuentwickeln und anzumahnen, wie auch den Blick auf die Fluchtursachen zu lenken und bestimmter als bisher unseren Beitrag zu leisten, diese zu bekämpfen. Dabei müssen wir auch die im weltweiten Klimawandel begründeten, längst vorhersehbaren Fluchtursachen mitbedenken. Dies darf aber nicht dazu führen, dass wir in unseren Anstrengungen um die Versorgung der Flüchtlinge vor Ort nachlassen.
Dass uns kommunalpolitisch Verantwortlichen diese Aufgabe leichter gemacht werden kann, je besser die zentrale Erfassung der Neuankömmlinge organisiert ist und wenn unsere Unterkünfte vorrangig von Menschen mit einer gesicherten Bleibeperspektive belegt werden, ist richtig. Daher sind wir froh, dass die Landesregierung diese Aufgabe seit Herbst in Heidelberg angeht.

In Kontakt kommen!

Bei all dem tut es gut, immer wieder in direkten Kontakt mit Flüchtlingen, ehrenamtlichen Helfe- rinnen und Helfern und mit hauptamtlichen Betreuern zu kommen. Ich war Gast beim Auszugsfest von rund 200 Flüchtlingen aus Syrien, Pakistan und anderen Ländern, die einige Monate gemeinsam in einer Turnhalle gelebt haben. Zwei Tage später ging es in die Systemunterkunft – dort hatten Familien wie auch Alleinstehende endlich eine Türe, die sie zumachen konnten. Die Stimmung war gut bis heiter, aber in Gesprächen wurden die Menschen oft ernst. Sie erzählen: Woher sie kommen, warum sie die Heimat, die Familie, die Freunde verlassen mussten
und ob sie Hoffnung auf ein Bleiberecht haben. Ja, sie wollen schnell die deutsche Sprache lernen, wollen arbeiten, uns kennen lernen. Für mich waren das berührende Momente, die ich nicht so schnell vergessen werde.

Die Vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer – sie sind die Helden unserer Zeit.
Dann das Gespräch mit den Ehrenamtlichen, den Menschen aus Weilimdorf, die seit Monaten unzählige Stunden helfen. Eine Familie erzählt mir, dass sie eine hoch- schwangere Frau mit ihrem Mann über die Feiertage zu sich nach Hause genommen hat. Die Frau bekam vor Kurzem ihr Kind, und die junge Familie wohnt nun die Tage bei den Helfern, bis sie in die Systemunter- kunft einziehen kann. Irgendwie war es zum zweiten Mal Weihnachten, und die unaufgeregte Bemerkung der Gastgeber, eine Turnhalle sei ja nun nichts für eine Wöchnerin, machte sie für mich zu Helden des Jahreswechsels.



 
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